Warum der Beruf des Truckers einen so schlechten Ruf hat.
Unangemessene Bezahlung, lange Wartezeiten beim Be- und Entladen, Parkplatznot – nur einige der vielen Gründe, die die aktuelle Problematik des Berufsbildes LKW-Fahrer deutlich machen. Der Ruf der Berufskraftfahrer wird immer schlechter. Warum? Wir haben mit einem gesprochen, der es wissen muss: Cornelius Kournettas, Betriebsleiter eines großen bayrischen Omnibusunternehmens und selbst ehemaliger Lastkraftwagenfahrer. Er berichtet auf Stories from the Tanke, was sich am Berufsbild geändert hat und wie es aufgewertet werden könnte.
„Um LKW Fahrer zu werden besteht neben der klassischen Berufsausbildung auch die Möglichkeit eines Fahrerlaubniserwerbs mit beschleunigter Grundqualifikation. In nur 140 Unterrichtseinheiten zu je 60 Minuten soll dem Auszubildenden das Basiswissen zum Beruf vermittelt werden. Kein anderer Facharbeiterberuf kann mit 140 Unterrichtssunden abgeschlossen werden und diese Ausbildung sichert in keinem Fall die Berufsfähigkeit. Grund für die Einführung der beschleunigten Grundqualifikation war die Vermittlung von Basiswissen für Führerscheinneulinge aufgrund des nicht enden wollenden Bedarfs an Kraftfahrern am Markt, sowie die Erfordernis einer Vermittlung von Basiswissen aufgrund der immer höheren Verkehrsdichte.
Viele Menschen, die auf dem Arbeitsmarkt nicht vermittelbar sind, werden zur Beschönigung der Arbeitslosenstatistik von den Agenturen in Maßnahmen gesteckt und sollen den Beruf des Kraftfahrers erlernen. Die wenigsten wissen überhaupt etwas über das Berufsbild und absolvieren zwar Fahrerlaubnis und Grundqualifikation, den Beruf ausüben aber will fast niemand. Die Abbrecherquote unter den Auszubildenden zu Berufskraftfahrern zeigt es ähnlich deutlich. Rund die Hälfte der Ausbildungsverhältnisse wird vorzeitig beendet“, so Kournettas.
Übt man den Beruf dann tatsächlich aus, hat man neben Vorurteilen mit einigen anderen Problemen zu kämpfen: Parkplatznot auf den Raststätten und Autohöfen, die es unmöglich macht, Ruhezeiten pünktlich einzuhalten, Wartezeiten an Laderampen, die Zeit und Nerven kosten – von Work-Life-Balance braucht man gar nicht erst sprechen. Doch wie kann das Berufsbild aufgewertet werden? Laut Kournettas steht das Gehalt an erster Stelle: „zu geringer Tariflohn, teils monatelanges Warten auf die Bezahlung und unvollständige Vergütung – das Thema Geld birgt großes Diskussionspotenzial. Daher die Forderung: Qualität vor Quantität stellen! Die verschiedenen Marktteilnehmer agieren gegeneinander anstatt sich abzustimmen, was die Frachtpreise immer stärker nach unten drückt. Des Weiteren sollte die Suche nach geeignetem Personal verändert werden.
Um die Abbrecherquote zu verringern, muss von vornherein verdeutlicht werden, was der Job mit sich bringt. Um die Kosten für die Einarbeitung neuer Fahrer wieder reinzuholen, sollte eine Verweildauer von mindestens zwei Jahren im Unternehmen gewährleistet sein.“ Als eines der größten Probleme wird die Infrastruktur genannt. Diese sei vorrangig für PKW ausgerichtet, jedoch nicht für die Vielzahl an LKW, die auf deutschen Straßen unterwegs ist. Kournettas fordert eine verbesserte Stellung des Güterverkehrs, außerdem eine faire Entlohnung und Unterstützung vom Staat. Die Speditionen müssten reglementiert werden, um eine pünktliche Bezahlung zu gewährleisten.
Fazit: Es ist an der Zeit, das Bild der LKW Fahrer in der Öffentlichkeit gerade zu rücken. Politik und Medien spielen hier eine entscheidende Rolle – schlecht recherchierte und falsche Darstellungen müssen ein Ende haben. Schließlich sorgen die zahlreichen Berufskraftfahrer dafür, dass Supermärkte und Mägen gefüllt werden. Auch andere Produkte kommen nicht von allein in die Läden.