Ausnahme-Service in Deutschland: Tankwart als Beruf.

„Ein Freund, ein guter Freund – das ist das beste, was es gibt auf der Welt“ – so sangen „Die drei von der Tankstelle“ in den beiden Verfilmungen der Benzin-Schmonzette 1930 und 1955. Die Story: Drei Freunde, pleite, eröffnen eine Tankstelle und bemühen sich als Tankwarte hauptsächlich um junge, hübsche, fröhlich singende und tanzende Autofahrerinnen. Doch was zu Beginn der Automobilisierung und in Zeiten des Wirtschaftswunders noch eine valide Karriereoption war, ist in Deutschland heute kaum noch gültig.

Es gibt nur noch sehr wenige Ausbildungsplätze im Bereich „Tankwart/in“ – für ganz Deutschland finden sich in einschlägigen Portalen gerade mal 14 Ergebnisse. Wie viele Tankwarte aktuell beschäftigt sind, ist nicht so einfach zu ermitteln – Sigrid Pook, Geschäftsführerin vom Verband Deutscher Tankstellen, schätzt die Zahl in ganz Deutschland auf 600. Denn spätestens seit der Ölkrise Anfang der 1970er ist der preisbewusste „Self Service“ zum Standard geworden. Wer an der Zapfsäule einem echten Tankwart begegnet, reagiert wohl eher überrascht. Und jüngeren Menschen ist wahrscheinlich nicht einmal mehr bewusst, dass es diesen Beruf noch gibt – „Tankwart/in“.

„Tankwarte und Tankwartinnen versorgen Kraftfahrzeuge mit Treib- und Schmierstoffen, verkaufen Ersatz- und Zubehörteile sowie Waren des täglichen Bedarfs und bieten Servicedienstleistungen rund ums Auto an.“ – So informiert die Bundeagentur für Arbeit über das Berufsbild. Die seit 1952 anerkannte 3-jähriger Ausbildung im Handel beinhaltet vielfältige Fach- und Servicethemen, die für die Betankung und Pflege von Kraftfahrzeugen eine Rolle spielen.
Angesichts der vielzitierten „Servicewüste Deutschland“ könnte es ja vielleicht auch eine gute Idee sein, diesen Beruf wieder zu stärken.

Nicht zuletzt um Autofahrern die Möglichkeit zu geben, ihre WhatsApp-Nachrichten in Ruhe bei einer kurzen Fahrpause zu checken – während ein anderer tankt, nach Öl schaut, die Scheiben putzt und womöglich dabei noch ein fröhliches Liedchen trällert. Und so haben Unternehmen wie Shell auch bereits den Tankwart-Service wiederbelebt – was durchaus kontrovers gesehen wird. Denn auch wenn die Akzeptanz groß ist, viel verdienen kann man als Tankwart heute nicht. So wird auch das aktuelle Interesse an einer Ausbildung zum Tankwart als „gleich null“ bezeichnet. Tankwart Andreas Feilbach, der an der Shell-Tankstelle an der A 66 in Richtung Wiesbaden kurz vor der Ausfahrt zum Main-Taunus-Zentrum arbeitet, mag seinen Beruf zwar sehr – bezeichnet den Service allerdings auch als „inzwischen für die deutschen Autofahrer einfach zu ungewohnt“.

LKW an überdachter Tankstelle.

Was bleibt, ist Nostalgie. Denn die gut gelaunte, tänzerische Leichtigkeit, mit der Heinz Rühmann und Konsorten 1930 und 1955 des Deutschen liebstes Kind umsorgten, übt auf viele eine ungebrochen hohe Faszination aus. Liebhaber wie Fritz Schmidt jr. bauen sogar ganze historische Tankstellen akribisch nach. Der studierte Maschinenbauer nennt sich „Motor-Fritz“ und liebt die Arbeit als Hobby-Mechaniker auf seiner eigenen Tankstelle. Vor allem Oldtimer-Freunde treffen sich bei ihm im Central Garage Automuseum in Bad Homburg. Doch wer dorthin kommt, weil seine Tanknadel an der untersten Anzeigegrenze zittert, wird enttäuscht: Benzin gibt es an der Tankstelle von Motor-Fritz keins. Was deutlich zeigt, wie es um die weiteren Aussichten des Berufs Tankwart gestellt ist: Nicht mal mehr im Museum bekommt man einen Job.