Parkplatznot auf den Autobahnen.
Abends auf der A3 in Richtung Süden: Trucker Kalle muss langsam eine Raststätte ansteuern, da er sonst in Konflikt mit seinem Fahrtenschreiber gerät, der ihm zwingend eine Ruhepause vorschreibt. Da er die Situation schon seit langem kennt, hat er bereits ein großes Zeitfenster eingebaut, um einen Parkplatz für die Pause zu finden. Schließlich möchte er sich nicht nur ausruhen; er will auch etwas essen, sich vielleicht noch ein wenig frisch machen und ein bisschen mit Truckerkollegen fernsehen oder quatschen. Er fährt die Raststätte Montabaur an, allerdings sieht er bereits von weitem, dass er es da vergessen kann. Die LKW stehen schon vor der Ausfahrt im Stau. Also weiter zum Elzer Berg. Auch dort das gleiche Bild. In Limburg kann er immerhin unbedrängt die Ausfahrt nehmen, doch auf dem Parkplatz herrscht grenzenlose Fülle und er findet keinen vernünftigen Platz, um seinen Sattelschlepper abzustellen. Die nächste Gelegenheit ist Medenbach. Langsam brennt es ihm unter den Nägeln, denn er darf jetzt nicht mehr lange fahren, sonst gibt’s Ärger und Bußgeld. In Medenbach ist auch alles belegt, doch auf dem Standstreifen ist noch eine Lücke. Das ist zwar nicht ordnungsgemäß, aber Kalle sieht keine andere Möglichkeit mehr. Die Lücke muss genommen werden. Also zwängt er seinen Truck da rein. Immerhin hat er jetzt ein wenig Ruhe und muss nicht zu weit bis zum Restaurant laufen.
So und ähnlich läuft es jeden Abend auf Deutschlands Autobahnen ab. Laut Aussage des ADAC fehlen in der Bundesrepublik mindestens 7000 Autobahnparkplätze. Die Fahrer, eingezwängt zwischen immer strengeren Zeit- und Effizienzvorgaben sowie den gesetzlichen Pausenzeiten, sind die Leidtragenden. Denn einerseits sind sie verpflichtet, ihre Pausen zu machen, um der Übermüdung hinter dem Steuer vorzubeugen, andererseits finden sie auf den Raststätten meistens keinen Platz dafür. Das Ergebnis: Die Parkplätze werden völlig zugeparkt, LKW stehen auf den Standstreifen. Das ist natürlich extrem gefährlich, besonders, wenn die Trucks nachts unbeleuchtet sind. Da kann es schnell zu einem Unfall mit schrecklichen Folgen kommen.
Dieser Notstand ist bereits seit Jahren bekannt, doch getan wird wenig. Von den ursprünglich geplanten 12.000 zusätzlichen Parkplätzen auf Autobahnen in Deutschland wurden nicht mal die Hälfte umgesetzt, die Verantwortlichen schieben sich hier den Schwarzen Peter zu. Der Bund meint, dass die Gemeinden sich querstellen, während die Gemeinden behaupten, dass der Bund nicht genügend investiert. Jedenfalls ist allen klar, dass es so eigentlich nicht weitergehen kann, insbesondere den Truckern, die von der Parkplatznot unmittelbar betroffen sind. „Das ist Staatsversagen auf der ganzen Linie, “ behauptet Rüdiger Ostrowski, Verbands-Geschäftsführer „Spedition und Logistik NRW“. Und auch der ADAC sowie die Gewerkschaft Verdi haben bereits mehrere Initiativen zur Behebung dieses Missstandes eingeleitet. Doch so schnell geht das alles nicht. Immerhin müssen die Parkplätze geplant, finanziert und gebaut werden. In der Not greift z. B. die bayerische Regierung auf alte, ausgediente Stellplätze zurück, doch hier fehlen die Sanitäranlagen und die Plätze sind auch oft weitab vom Schuss. Es muss also dringend etwas passieren auf den deutschen Autobahnen, der Raststätteninfarkt ist da. Er findet bereits jeden Abend auf jeder beliebigen Raststätte im Bundesgebiet statt. Man kann nur hoffen, dass hierfür schnell und unbürokratisch Lösungen gefunden werden.