Sie sind noch immer Exotinnen in ihrem Job: LKW-Fahrerinnen. Wer einer LKW-Fahrerin begegnet, hat wohl meist direkt irgendein Klischee im Kopf. Aber wie ist das eigentlich, als Frau in einer Männerdomäne zu arbeiten? Wir haben für Stories from the Tanke eine Truckerin gefragt, die es wissen muss: Daniela Kampschulte sitzt seit 12 Jahren auf dem Bock und liebt ihren Job. Sie erzählt von Herausforderungen und ihrer Liebe zum LKW-Fahren.
Als Frau gegen Klischees und Vorurteile kämpfen
Direkt vornweg: Es ist nicht leicht. Aber das dürfte jedem klar sein. Frau hat in dieser männerdominierten Branche mit Vorurteilen zu kämpfen. Und auch wenn Daniela Kampschulte weit entfernt davon ist, irgendwelche Klischees zu bedienen, musste sie sich schon einige Sprüche von anderen LKW-Fahrern anhören. Was sie auf Sätze wie „Frauen gehören an den Herd und nicht ans Steuer eines 40 Tonners“ antwortet? Ganz einfach: „Wenn du nicht kochen kannst, ist das dein Problem! Ich kann beides: kochen und LKW fahren.“ Und das beweist sie jeden Tag. „Einmal stand ich mit Kollegen in einem Stahlwerk zum Verladen, als einer der Fahrer meinte, dass Männer viel besser fahren könnten als Frauen. Als ich ihn dann nach seinen vier erfolglosen Versuchen, rückwärts in ein Tor zu fahren, mit den Worten ‚Gibt das heute noch was? Wir wollen alle noch laden. Steig aus, ich fahre deinen LKW jetzt da rein!‘ von seinem Bock geholt und den LKW für ihn reingefahren habe, wurde er abwechselnd rot vor Wut und blass vor Scham“, erzählt die 41-Jährige uns schmunzelnd.
Situationen wie diese seien aber nicht die Regel. Der Großteil der männlichen LKW-Fahrer käme mit ihr als Kollegin genauso gut klar, wie mit den anderen. „Die Kollegen, denen ich auf dem Rastplatz begegne, reagieren mal so mal so. Die einen grüßen und gehen ihrer Wege, die anderen bleiben stehen und man hält ein Pläuschchen. So unterschiedlich die Menschen sind, so verschieden sind auch die Reaktionen“, erzählt Kampschulte gelassen.
Traumberuf LKW-Fahrerin?
Zuerst konnte sie sich nicht vorstellen, als Berufskraftfahrerin zu arbeiten. Heute fragt sie sich, warum sie so gedacht hat. Daniela Kampschulte liebt ihren Beruf. Was sie besonders mag? „Eigentlich alles! Die Abwechslung, die unterschiedlichen Situationen und die jeden Tag auf’s neue gestellten Herausforderungen. Jeder Tag ist anders und das ist es, was den Job für mich ausmacht“, erzählt sie. Angefangen hat sie in einer kleinen Zeitungs-Spedition. Als die Ladung, die sie fahren musste, schwerer wurde, hat sie den Führerschein C/CE gemacht. Schon kurze Zeit später saß sie für eine Spedition hinterm Steuer eines 40-Tonners.
Aber auch wenn sie mit ihrem Job sehr glücklich ist, könnte sie sich inzwischen auch vorstellen auf die „andere Seite“ zu wechseln. Schließlich gibt es in der Logistik-Branche nicht nur den Beruf des Kraftfahrers. Die Arbeit in der Disposition würde ihr ebenfalls Spaß machen.
Ausnahmen bestätigen die Regel
Kaum jemand macht sich Gedanken darüber, dass es auch weibliche Berufskraftfahrer geben könnte. Aber es gibt sie, die Frauen, die in ihrem Berufsalltag mit 40 Tonnen im Schlepptau auf den Straßen unterwegs sind. Immer mal wieder tauchen sie in den Medien auf. Wirklich präsent in den Köpfen der Menschen außerhalb der Logistik-Branche sind sie jedoch nicht. Dabei sind von den knapp 21.600.000 Personen, die vergangenes Jahr in Deutschland einen LKW-Führerschein besaßen, sogar 36 Prozent Frauen. Bei den neu erteilten Fahrerlaubnissen waren es ein Jahr zuvor allerdings nur etwas mehr als fünf Prozent. Dabei werden Fahrer dringend gesucht und was spräche eigentlich dagegen, dass mehr Frauen als Kraftfahrerinnen auf Deutschlands Straßen unterwegs sind? Schließlich leben wir im Zeitalter der Emanzipation. Fest steht jedenfalls: Der Job des Berufskraftfahrers ist nicht leicht und doch so wichtig. Ob Männer oder Frauen hinterm Steuer sitzen, sollte dabei keine Rolle spielen. Und LKW-Fahrerinnen verdienen mindestens genauso viel Respekt, wie ihre männlichen Kollegen.
„Als LKW-Fahrerin brauchst du Herzblut und Überzeugung!“
Was sie anderen raten würde, die darüber nachdenken als Berufskraftfahrerin zu arbeiten? Auf diese Frage hat Daniela Kampschulte eine klare Antwort: „Bedenke, es ist kein Beruf mit geregelten Arbeitszeiten. Er ist gespickt mit Herausforderungen, Stress. Sei dir im Klaren, dass du eine Familie brauchst, die hinter dir steht, die deine mitunter lange Abwesenheit von daheim akzeptiert. Auf den Straßen wird es nicht reibungslos laufen. Du wirst dir dumme Sprüche anhören müssen. Für diesen Beruf brauchst du Herzblut und die Überzeugung, dass du diesen Beruf mit all seinen Widrigkeiten machen willst!“ Und zu guter Letzt ergänzt sie, „Lass dich nicht unterkriegen, kämpfe für das, was du willst und du wirst in dem Beruf glücklich.“ Also liebe Frauen: Wenn ihr über eine berufliche Veränderung nach denkt und euch vorstellen könnt täglich 40 Tonnen zu bewegen, traut euch!