MTB-Tankstelle in Tettnang erhält Denkmalschutzpreis.
Denkmalschutz: Da denkt man normalerweise an barocke Schlösser, antike Tempel oder eindrucksvolle Häuser, die bereits Jahrhunderte alt sind. Doch kaum jemand würde bei diesem Stichwort auf eine Tankstelle kommen. Irrtum! Denn im oberschwäbischen Tettnang gibt es eine, die als Kulturdenkmal anerkannt ist und im letzten Jahr sogar den Denkmalschutzpreis des Landes Baden Württemberg gewonnen hat.
Eigentlich ist eine Tanke ein eher unansehnliches Etwas, das in erster Linie seinen Zweck zu erfüllen hat, nämlich Kraftfahrzeuge mit Sprit zu versorgen. Deshalb spielen bei der Planung einer solchen ästhetische Gesichtspunkte eine untergeordnete Rolle, sieht man vielleicht mal von irgendwelchen Gummitieren auf dem Dach ab, die allerdings auch nicht gerade eine Augenweide sind. Um so mehr traut man seinen Augen nicht, wenn man die kleine Tankstelle in der Ravensburger Straße im beschaulichen Tettnang erblickt. Sie scheint wirklich aus einer anderen Zeit zu kommen, besonders, wenn man sie mit einer „normalen“ Tankstelle in der unmittelbaren Nachbarschaft vergleicht. Dabei ist sie bis heute in Betrieb und nicht etwa als Museum, sondern als ganz normale Zapfstation mit kleinem Shop, die laut MTB Geschäftsführer Fritz Wahr „ihre Arbeit tun muss, wie jede andere Tankstelle auch.“
Von Weitem besehen wirkt sie fast puppenhaft. Gerade mal zwei Zapfsäulen stehen an der kleinen Autovorfahrt, deren Durchfahrtshöhe so gering ist, dass ein hoher LKW dort seine Probleme haben dürfte. Doch das Design ist geradezu klassisch. Ein abgerundeter Grundriss mit rundem Fensterband, der blitzend weiße Anstrich und die roten Streifen an den Fenstern lassen an Bilder von Edward Hopper oder die Bauhaus Architektur der zwanziger Jahre denken. Einfach schön! 1950 nach einem Entwurf der Deutsch-Amerikanischen-Petroleumgesellschaft gebaut, hat unsere neue Lieblingstanke souverän die Zeit überdauert und ist aus dem Ortsbild von Tettnang nicht mehr wegzudenken. Und von welcher Tanke kann man das heutzutage noch sagen.
Dafür hat sie auch im Jahr 2016 den Denkmalschutzpreis Baden-Württemberg erhalten, als erste Tankstelle überhaupt. Dass sie überhaupt noch in Betrieb ist, verdanken wir der Fritz Wahr Energie GmbH & Co KG aus Nagold, die insgesamt 21 MTB-Tankstellen betreibt und das Objekt 2005 übernommen hat, obwohl es nicht gerade modernen Tankstellen-Standards entspricht. Laut GF Fritz Wahr war es die „Freude am Historischen“, die dazu geführt hat, die Tanke zu reaktivieren und 2016 liebevoll zu restaurieren. Es geht also auch anders und Herr Wahr wirkt so, als habe er sein Engagement für das Kleinod in Tettnang noch keine Sekunde bereut. Mehr davon!